Fiddler´s Green befinden sich in einer immerwährenden Blütezeit
Von testosteronüberfliegenden Junggesellenverabschiedern, unerfüllten Kinderwünschen und jeder Menge mitreißendem irischen Speedfolk
09.05.2019 [sh] Ein neues Album bedeutet meist auch eine neue Tour. So halten es auch Fiddler´s Green, die mit „Heyday“ ihr mittlerweile 14. Album an den Start brachten. Auch oder trotz fast 30 Jahren Bühnenpräsenz garantieren die Erlanger Abende voller Ausgelassenheit, Spaß und vor allem energetischen, mitreißenden und treibenden Speedfolk. Hier kommt das Blut in Wallung und die Gliedmaßen fordern unaufhaltsam nach Bewegung. Unterstützung erhalten sie von „The Moorings“ und ihrem melancholischen Celtic Punk.
Während die Stimmung noch verhalten war als die „The Moorings“ loslegten, änderte sich dies schlagartig mit dem zweiten Song, welcher mit den einsetzenden Folkklängen regelrecht nach Bewegung schrie. Daraufhin wurden die nachfolgenden Songs aufgesogen, ausgelassen geklatscht und geschunkelt. Mit dem Hans Albers Cover „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ verabschiedeten sich die Franzosen von den Hannoveranern und ernteten lautstarken Jubel und anhaltenden Applaus.
Trotz kurzer Umbaupause war mit den ersten Klängen des Openers „A Freak of Enniskillen“ die Stimmung bereits wieder am Kochen. Die Menge johlte und sang aus tiefster Kehle mit. Man feierte die Band, sich selbst und stieß gemeinsam auf das Leben und die Gesundheit an. „Sláinte“!
Im Laufe des Abends präsentierten Fiddler´s Green einen mitreißenden Mix aus alten Klassikern, energiegeladenen Stimmungsgaranten und neuen Werken und trieben die Stimmungsspirale in ungeahnte Höhen. Kurzweilige Anekdoten und Witzeleien gaben dem Abend zudem eine pikante Würze. Eine Truppe Junggesellenverabschieder zogen immer wieder Albis Aufmerksamkeit auf sich. Auch Pat blieb nicht verschont, erwehrte sich jedoch jeglicher Avancen und ließ lautgewordene Kinderwunschfantasien im hitzigen Ambiente dahinschmelzen.
Während „The Night Pat Murphy Died“ zum ausgelassenen Pogo einlud, animierte Frontmann Ralf „Albi“ Albers bei „Rocky Road To Dublin“ zu einer hitzigen Wall of Death, welche die Grundmauern des Capitols erbeben ließ. Der Sauerstoff verpuffte im regen Treiben und hinterließ euphorische Fans, eine testosterongeschwängerte Atmosphäre und allen voran schwitzende Körper. Dem Wunsch auf nackte Haut und Luftumwälzung folgten die Fans prompt, entledigten sich ihrer Shirts, ließen sie im Takt über den Köpfen kreisen und fluteten den Saal mit ihrem animalischen Duft.
Eine kurze Verschnaufpause verschafften sich ein Teil der Fiddler´s indem sich Tobias und Stefan ein Solobattle an der Geige und der Bodhrán gaben. Als jedoch kurzerhand Frank die Bühne stürmte und intensiv das Fell gerbte, hielt Stefan mit einem enthusiastischen Trommelfeuer auf der Gießkanne dagegen. Spielfreude pur.
Anschließend wurde mit „Yindy“ und „Victor And His Demons“ noch einmal dem Tanzbeinschwingen Rechnung getragen, bevor „Old Dun Cow“ und „Cheer Up“ das Ende des Abends einläutete und in einen Konfettiregen gipfelte.
Die Erlanger bewiesen wieder einmal „Folk´s Not Dead“ und zelebrierten dies auch in einer temporeichen und rasanten Zugabe, welche den Fans noch einmal richtig einheizte, letzte Reserven entfesselte, um sie anschließend völlig geflasht in die Nacht zu entlassen.